Sehdefizite bei Kindern: Sechzig Prozent zu spät erkannt

Mit dem Schulstart beginnt für Kinder ein aufregender neuer Lebensabschnitt. Neben der Wahl der Schule und der Vorbereitung auf den Schulalltag ist es wichtig, dass die Kinder gut sehen, denn 90 Prozent der Informationen werden über die Augen aufgenommen. Dennoch besitzt fast jedes zweite Kind keinen aktuellen Sehtest. Etwa 60 Prozent aller Sehfehler werden zu spät entdeckt. Das Kuratorium Gutes Sehen (KGS) klärt auf, was Eltern über die Sehgesundheit ihrer Kinder wissen sollten.

Kurzsichtigkeit beginnt häufig in der Schulzeit und nimmt nach und nach zu. Am Ende der Grundschulzeit sind in Deutschland 15 Prozent der Kinder betroffen – bis zum 25. Lebensjahr alarmierende 45 Prozent. „Eine frühzeitige und regelmäßige Untersuchung der Sehkraft ist von großer Bedeutung, um eventuelle Sehprobleme rechtzeitig zu erkennen und Sehstörungen entsprechend zu versorgen“, erklärt Dr. Michaela Friedrich, Dozentin im Fachgebiet Augenoptik/Optometrie/Vision Science an der Ernst-Abbe-Hochschule Jena. Trotz klarer Empfehlungen von Fachexperten bleibt etwa die Hälfte der Kinder ohne aktuellen Sehtest.

Was Eltern tun können – Tipps für gesunde Kinderaugen:
1. Die Augen ihrer Kinder spätestens bis zum 3. Lebensjahr von einem Augenarzt untersuchen und testen lassen, und das unabhängig von den gesetzlich vorgeschriebenen U-Untersuchungen.
2. Während der Jahre in der Schule spielerisch prüfen, ob ihre Kinder entfernte Autonummern oder Wegweiser mindestens genauso gut lesen können wie sie selbst (am besten mit jedem Auge einzeln)
3. Für einen ausreichenden Abstand beim Lesen und bei Naharbeiten sorgen, empfohlen: 30 bis 40 cm; nach 30 Minuten Lesen eine Pause von 10 Minuten einlegen.
4. Bei den Sprösslingen auf Anzeichen für Sehprobleme achten: z. B. holpriges Lesen, Probleme beim Ballfangen, schnelles Ermüden beim Basteln und Malen.
5. Zu täglichem Aufenthalt im Freien ermutigen, mindestens zwei Stunden am Tag.
6. Die Zeit, die Kinder digitale Geräte nutzen dürfen, auf zwei Stunden am Tag begrenzen.
7. Auch wenn das Schulkind keine Sehprobleme bekundet: alle drei Jahre zum Sehtest.