Kurzsichtigkeit steigt während Lockdown und Homeschooling
Bildschirmzeit macht unseren Augen zu schaffen: Erwachsene leiden unter müden oder tränenden Augen, Kinderaugen wiederum kompensieren das nahe Pixelstarren, indem sie sich evolutionär anpassen: Das Auge wächst in die Länge, auch weil es zu selten in die Ferne gucken darf. Das führt schon in jungen Jahren zu Kurzsichtigkeit (Myopie). Homeschooling und Lockdowns beschleunigen diese Transformation. Die gute Nachricht: Optische Neuentwicklungen können das Wachstum der Augen stark verlangsamen. Das Kuratorium Gutes Sehen e.V. (KGS) zeigt vier Möglichkeiten, die Kurzsichtigkeit bei Kindern auszubremsen.
Neuartige Brillengläser: Sie verhindern das Längenwachstum der Kinderaugen wirksam. Eine Vergleichsstudie mit 160 Schulkindern in China weist eine um 59 Prozent weniger stark angestiegene Kurzsichtigkeit bei den Kindern nach, die durch diese Gläser schauten.
Spezielle Kontaktlinsen: Die erprobten, formstabilen und hoch sauerstoffdurchlässigen Ortho-K-Linsen werden nur nachts getragen. Sie flachen die Hornhaut um wenige hundertstel Millimeter ab, korrigieren dabei die Sehschwäche und verzögern gleichzeitig das Längenwachstum des Augapfels. Tagsüber sehen die Kinder ohne Linsen scharf.
Atropin-Tropfen: Sie werden in niedriger Konzentration von Augenärzten verschrieben, am Abend verabreicht und weisen kaum Nebenwirkungen auf. Bei Kindern von 6 bis 14 Jahren kann eine Atropin-Therapie die Myopie um 50 Prozent mindern.
Sehtest: Die Augen von Vorschulkindern sollten zumindest einmal von einem Augenrzt getestet werden. Spezialisierte Augenoptiker und Optometristen beraten auch im Lockdown, bei wem (Spezial-)Gläser oder Kontaktlinsen Sinn ergeben.
Professor Dr. Claus Cursiefen, Präsident der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) „Je früher die Kurzsichtigkeit beginnt, desto stärker wird ihr Ausmaß im Erwachsenenalter sein – ein weiterer Grund für eine frühe Intervention.“